„Beenden Sie die digitale Hängepartie an unserem Schulen, Herr Minister!“ Dies forderte der Philologenverband Niedersachsen (PHVN) in einem offenen Brief an Kultusminister Grant Hendrik Tonne. (1) Denn laut einer aktuellen Umfrage des Philologenverbands läuft insbesondere an Gymnasien und zum Abitur führenden Schulen Vieles schief – beziehungsweise gar nicht … Selbst fast zwei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie sind Deutschlands Schulen immer noch nicht optimal für einen digital unterstützten Unterricht ausgerüstet worden. (2)
Endgeräte für Lehrkräfte fehlen
Auf die Frage: „Haben Sie mittlerweile von ihrem Dienstherren ein digitales Endgerät erhalten?“ antworteten 62,5 Prozent (43 Prozent) der befragten niedersächsischen Lehrkräfte mit „Nein“. Nicht optimal nutzbar fanden 52,2 Prozent (50 Prozent) das WLAN/LAN für den Unterricht
Professionelle Unterstützung von IT-Fachkräften gibt es kaum ...
Und: 63,2 Prozent (62,5 Prozent) der Befragten haben keine/n professionellen IT-Betreuer/Innen an ihrer Schule, die/der bei Problemen an der Seite der LehrerInnen steht, wenn etwas einmal nicht funktioniert.
Zahlen in Niedersachsen schlechter als im Bundesdurchschnitt
Mit diesen Zahlen liegt Niedersachsen unter dem Bundesdurchschnitt (Zahlen in Klammern, s.o.). Bei der Umfrage, die bundessweit unter 6.990 Lehrkräften durchgeführt wurde, kamen übrigens mehr als 20 Prozent der UmfrageteilnehmerInnen aus Niedersachsen.
„Digitale Ausstattung der Schulen muss Chefsache werden!“
„Diese überdurchschnittliche Beteiligung weist bereits darauf hin, wie groß die Mängel an unseren Schulen sind“, sagte dazu Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbandes Niedersachsen. „Diese Ergebnisse sind für uns nicht verwunderlich, der Austausch mit unseren Schulen bestätigt genau diese Mängel“, sagt Audritz. Der Philologenverband hatte die Situation bereits in der Vergangenheit wiederholt kritisiert. „Es wird Zeit, die digitale Ausstattung der Schulen endlich zur Chefsache zu erklären und hier dringend nachzusteuern“, fordert der Verbandschef. Die Anpassung des Unterrichts an die digitalen Anforderungen sei grundsätzlich unumgänglich. In der Pandemie hätten die Mängel außerdem die Unterrichtssituation beim Homeschooling erschwert. (3)
Verbandsvorsitzende stellt „Armutszeugnis für politisch Verantwortliche“ fest
Lediglich 23 Prozent der Befragten bekommen Hilfe von professionellen AdministratorInnen, in Niedersachsen sind es immerhin 26,5 Prozent. Dennoch:
„Dies ist für die politisch Verantwortlichen ein Armutszeugnis nach mehr als 20 Monaten Pandemie“, konstatiert die Bundesvorsitzende des Verbandes, Susanne Lin-Klitzing. Und fordert: „Die Schulen müssen unbürokratischer, schneller und besser ausgestattet werden.“ (2)
Gelder sind da – und werden nicht abgerufen
Unverständlich, dass auf der einen Seite Gelder zur Verfügung stehen, diese andererseits nicht abgerufen werden. So sind in Niedersachsen beim Basis-Digitalpakt bisher lediglich 23 Millionen Euro abgeflossen, das sind nur knapp fünf Prozent der insgesamt auf das Land entfallenden 470 Millionen. (4)
Große Unterschiede von Schule zu Schule ...
An den Schulen in Deutschland gibt es einer weiteren Studie zufolge große Unterschiede bei der Digitalisierung. Die Bildungsgewerkschaft GEW sprach Ende September 2021 sogar von einer „digitalen Spaltung” und forderte Investitionen und Zeit für die Weiterbildung von Lehrkräften und Schuladministratoren, die sich um die Technik kümmern, damit Lehrerinnen und Lehrer damit nicht zusätzlich belastet werden. „Wir dürfen die Digitalisierung an der Schule nicht auf Ausstattungsfragen reduzieren. Drei Balken im Wlan-Symbol bedeuten nicht automatisch gute Bildung”, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker.
Für die Studie hatte die Kooperationsstelle Hochschule und Gewerkschaften der Universität Göttingen Anfang des Jahres 2.750 Lehrkräfte in Deutschland befragt, unter anderem dazu, ob es an ihrer Schule eine Digitalstrategie gibt, ob dort neue digitale Unterrichtsformen erprobt werden, ob es digitale Geräte für den Unterricht gibt oder ob Räume so eingerichtet sind, dass digitales Lehren und Lernen unterstützt wird.
Jede dritte Schule ist „Nachzügler“ ...
„Die Unterschiede zwischen digitalen Vorreiter- und Nachzügler-Schulen beim Lehren und Lernen mit digitalen Medien und Tools sowie der digitalen Infrastruktur sind gewaltig”, sagte Studienleiter Frank Mußmann. Rund jede dritte Schule wird in der Studie zu den „Nachzüglern” gezählt. 38 Prozent werden als „Vorreiter” oder „digital orientiert” eingestuft und 29 Prozent als „digitaler Durchschnitt”.
... aber SchülerInnen profitieren von „Vorreiter-Schulen“
Mußmann verwies darauf, dass Schülerinnen und Schüler an „Vorreiter-Schulen” deutlich intensiver lernten, digitale Inhalte zu erstellen und Informationen im Netz zu prüfen. „Alle Schulakteure sollten alles daran setzen, die digitale Spaltung abzubauen.” (dpa)
Ein weiteres Problem: Ausbau des Breitbandes
Verivox-Experte Jens-Uwe Theumer nannte die aktuelle Digitalstruktur an deutschen Schulen „ernüchternd”. Der Breitbandausbau ist zwar nicht Teil des Digitalpakts Schule, aber eine wichtige Voraussetzung, um schnelles Internet in den Schulen überhaupt zu ermöglichen. FTTH gilt beim Internet als bester Übertragungsweg, auch weil er nicht so schwankungsanfällig ist wie Telefondrähte (VDSL/Vectoring/Super-Vectoring) oder Fernsehkabel.
FTTH-Ausstattung in Hannover nur bei acht Prozent ...
Die Situation in Deutschland ist unterschiedlich. Der Erhebung zufolge stehen drei norddeutschen Städte relativ gut da: In Hamburg sind demnach alle allgemeinbildenden Schulen mit FTTH an das Internet angeschlossen, in Bremen sind es 98 Prozent und in Kiel 90 Prozent. Kein gutes Zeugnis ist die Statistik für Hannover mit acht Prozent. (5)
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