Seit gestern hat der Live-Unterricht nach den Weihnachtsferien in Niedersachsens Schulen wieder begonnen. Die meisten LehrerInnen, Kinder und Eltern freut’s. Denn: Laut Hannoverscher Allgemeiner Zeitung am Wochenende (8./9. Januar 2022) waren die Schulen in Niedersachsen schlecht auf den Unterricht unter Pandemiebedingungen vorbereitet …
Corona-Sonderausschuss bemängelt „digitale Einschränkungen“
Zu diesem Ergebnis kam ein Corona-Sonderausschuss, dem alle vier Landtagsfraktionen des Niedersächsischen Landtags angehören. Insbesondere was den digitalen Distanzunterricht anginge, hätten sich „digitale Einschränkungen … nicht nur am Wohnort der SchülerInnen, sondern auch in den Schulen gezeigt.“ Lesen Sie dazu auch unsere vorigen Blogbeiträge.
Dagegen fühlten sich beispielsweise die Schulen in Schwaben gut vorbereitet, so der Bayrische Rundfunk 24, „Homeschooling sei jederzeit möglich, die Schulen in Schwaben seien gewappnet …“ (1)
Also keine Angst vor Homeschooling – denn wer gut gewappnet ist, braucht auch nichts zu befürchten. Und: Es gibt weitere neue – positive – Erkenntnisse, was den Digitalunterricht betrifft:
Distanz-Unterricht muss nicht unbedingt schlecht sein ...
Das ergab eine neue Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien. So hätten sich speziell die persönlichen Beziehungen im Distanzunterricht – gemeint sind Unterrichtsmethoden, die einen persönlichen Kontakt zur Lehrperson ermöglichen und Beziehungen aufrechterhalten – als besonders günstig für den Lernerfolg der SchülerInnen herausgestellt.
Die WissenschaftlerInnen untersuchten, wie Lehrkräfte während der ersten Schulschließungsphase im Frühsommer 2020 aufgrund der Corona-Pandemie den Distanzunterricht gestalteten und wie die Qualität dieses Unterrichts von SchülerInnen sowie ihren Eltern wahrgenommen wurde.
Videomeetings mit der Lehrkraft helfen ...
Dabei zeigte sich, dass beispielsweise Videomeetings der Lehrkraft mit einzelnen SchülerInnen am meisten zur Unterrichtsqualität und zur Freude am Lernen oder der Anstrengungsbereitschaft beitrugen.
Selbstgemachte Videos der Lehrkräfte sind wichtiger als perfekt gestaltetet Fertig-Videos
„Das große Bedürfnis von SchülerInnen nach einem persönlichen Kontakt zur Lehrkraft zeigte sich auch eindrücklich an einem weiteren Ergebnis der Studie: Selbstgemachte Videos der Lehrkräfte wurden am besten beurteilt“, erklärt Bildungsforscherin Ann-Kathrin Jaekel.
Anerkennung für digitale Bemühungen der Lehrer
SchülerInnen – und auch deren Eltern – legen offenbar keinen bzw. wenig Wert auf ein perfekt gestaltetes Video. „Sie wollen lieber die eigene Lehrkraft sehen und das Gefühl haben, da hat sich jemand für uns richtig Mühe gegeben“, fügt Jaekel hinzu. Keine relevante Auswirkung auf die Unterrichtsqualität hingegen zeigten Lernvideos von Drittanbietern auf Plattformen wie Youtube oder Planet Schule. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift AERA Open veröffentlicht.
Rund 3.200 Schülerinnen und Schüler, 1.700 Eltern und 300 Lehrkräfte von weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg beteiligten sich an der Studie. Untersucht wurde, wie der Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch konkret gestaltet wurde, zum Beispiel mit Videomeetings, Gruppenarbeiten, Onlinepräsentationen oder Lernvideos und welche dieser Methoden Eltern und Schülerinnen und Schüler als besonders hilfreich für das Lernen auf Distanz erlebten. So wurde etwa gefragt, wie die Struktur des Unterrichts, das Feedback der Lehrkraft oder die Gestaltung der Übungsphasen wahrgenommen wurden. Schließlich wurde untersucht, wie die Unterrichtsmethoden beispielsweise mit Lernfreude, Anstrengungsbereitschaft oder mit der erlebten Klassengemeinschaft zusammenhingen.
Selbstproduzierte Videos für Mathematik ...
Die Ergebnisse zeigten, dass die Lehrkräfte eine große Bandbreite von Gestaltungsmöglichkeiten nutzten und diese stark vom jeweiligen Unterrichtsfach und der Lehrkraft abhängig waren. Während Videomeetings oder Treffen mit einzelnen SchülerInnen über alle Fächer hinweg eingesetzt wurden, verwendeten Mathematiklehrkräfte verstärkt selbstproduzierte Lernvideos.
... und digitale Gruppenarbeit in Deutsch und Englisch
In den Fächern Deutsch und Englisch hingegen spielte Gruppenarbeit eine größere Rolle. Insgesamt wurden Formate als besonders lernwirksam erachtet, wenn sie eine persönliche Beziehung zur Lehrkraft oder den Klassenkameradinnen und -kameraden ermöglichten und die soziale Interaktion förderten.
Regelmäßiger persönlicher Austausch mit Lehrkräften im Distanzunterricht wichtig
Der regelmäßige persönliche Austausch mit der Lehrkraft und den MitschülerInnen sei deshalb besonders im Distanzunterricht bedeutsam. „Es ist jedoch auch klar, dass dies für Lehrkräfte mitunter einen großen Aufwand bedeutet. Sie sollten ihren SchülerInnen aber regelmäßig und verlässlich die Möglichkeit zum persönlichen Austausch geben“, rät Ann- Kathrin Jaekel.
„Bestimmte Elemente des digitalen Unterrichts haben durchaus Zukunftspotenzial“
„Insbesondere mit Blick auf die Ergebnisse zu den Lernvideos liefert uns die Studie zudem interessante Ansatzpunkte, um auch den inzwischen wieder stattfindenden Präsenzunterricht durch digitale Bestandteile sinnvoll zu ergänzen. Bestimmte Elemente des digitalen Unterrichts haben durchaus Zukunftspotenzial“ ergänzt Richard Göllner, Professor für Educational Effectiveness und Educational Trajectories am Hector-Institut. (2)
Homeschooling vermindert bei SchülerInnen Schlafdefizite
Einen weiteren positiven Effekt beim Homeschooling erkannte eine Studie der Universität Zürich (UZH): Dabei kam heraus, dass Schulschließungen bei Jugendlichen zu mehr Schlaf und besserer Lebensqualität führten.
„75 Minuten mehr Schlaf verbessern Lebensqualität siginifikant“
„Die SchülerInnen schliefen während des Lockdowns rund 75 Minuten länger. Gleichzeitig stieg ihre Lebensqualität signifikant und der Konsum von Alkohol sowie Koffein sank“, sagt Co-Studienleiter Oskar Jenni, UZH-Professor für Entwicklungspädiatrie. Da die Anreise zur Schule wegfiel, konnten die Jugendlichen später aufstehen.
Für die Untersuchung hatten die Forschenden 3.664 Gymnasiastinnen im Kanton Zürich während des Lockdowns zu ihrem Schlafverhalten und ihrer Lebensqualität online befragt. Dann verglichen sie die Ergebnisse mit der Befragung von 5.308 Schülern aus dem Jahr 2017. Dabei zeigte sich, dass in den drei Monaten im Homeschooling die Jugendlichen an Schultagen rund 90 Minuten später aufstanden, aber nur etwa 15 Minuten später zu Bett gingen – was die Schlafdauer insgesamt um 75 Minuten verlängerte. An den Wochenenden hingegen waren die Schlafenszeiten in beiden Gruppen vergleichbar.
Mehr Schlaf = weniger Alkohol und Koffein
Die SchülerInnen der Lockdown-Gruppe beurteilten ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität besser und gaben an, weniger Alkohol und Koffein zu konsumieren als jene der Vor-Corona-Gruppe. „Obwohl der Lockdown eindeutig zur Verschlechterung von Gesundheit und Wohlbefinden vieler Jugendlichen geführt hat, offenbaren unsere Ergebnisse auch einen positiven Effekt von Schulschliessungen, der bisher vernachlässigt wurde“, sagt Jenni.
Schlafdefizite führen zu Müdigkeit, Angst und körperlichem Unwohlsein
Denn Schlafdefizite können bei Jugendlichen zu allgemeiner Müdigkeit, Angst und körperlichem Unwohlsein führen. Dadurch verschlechtern sich die Stimmung sowie kognitive Funktionen wie Konzentration, Gedächtnis und Aufmerksamkeit, was die Bewältigung des Alltags erheblich beeinträchtigt. Denn frühe Schulanfangszeiten stehen im Konflikt mit den biologisch bedingten, verspäteten Schlafzeiten von jungen Menschen. Da sie spätere Aufwachzeiten verhindern, tragen sie zum chronischen Schlafdefizit vieler Jugendlicher bei.
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