Schule digital

Interview von Simone Brandes in Pädagogenzeitschrift „schule.digital.jetzt“

Wir sind drin! In der dritten Ausgabe 2021 der LehrerInnenzeitschrift „schule.digital.jetzt“ vom Friedrich Verlag ist auf den Seiten 6 und 7 jetzt ein zweiseitiges Interview mit Support4IT-Geschäftsführerin Simone Brandes erschienen. Auf das Thema „Cloud oder lokaler Server für Lernplattformen?“ wird sogar bereits auf der Titelseite hingewiesen. Wir freuen uns sehr. Vielen Dank an die Autorin Stephanie Kleta-Bohmann, die das Interview geführt hat und Herausgeberin des Magazins ist. Hier finden Sie unser Interview.

schule digital jetzt

Cloud oder lokaler Server für Lernplattformen?

In Deutschland gibt es laut statistischem Bundesamt rund elf Millionen Schülerinnen und Schüler sowie 32.332 allgemeinbildende Schulen. Aber: Nur ein Drittel aller Schulen war auf den Lockdown beziehungsweise auf digitales Lernen vorbereitet. Die Schulleiterinnen und Schulleiter haben jetzt zwar in Sachen Homeschooling und Lernplattformen die Qual der Wahl, doch noch bevor überhaupt etwas funktioniert, stellt sich eine ganz andere entscheidende Frage: Ist es besser, einen eigenen Server in der Schule zu installieren, um eine digitale Schulplattform zu nutzen, über den neben dem Inhouse- Unterricht auch das Homeschooling läuft? Oder bucht man eine der vielen Cloud-Lösungen?

Wir haben dazu Simone Brandes befragt. Sie ist Geschäftsführerin von Support-4-IT, einem Dienstleister aus Niedersachsen, der Schulen mit Hardware ausstattet und diese auch betreut.

s.d.j.: „Was sind die grundlegenden Unterschiede zwischen einem eigenen Server und einer Cloud-Lösung?“

Brandes: „Ein lokaler Server steht direkt in der Schule. Über diesen Server werden sämtliche schulrelevanten Anwendungen zur Verfügung gestellt. Die Administration erfolgt entweder durch einen Mitarbeiter der Schule, einen Mitarbeiter der örtlichen IT-Abteilung oder einen externen Dienstleister. Um zu gewährleisten, dass sowohl die Hard- als auch die Software regelmäßig mit aktuellen Updates versehen wird, ist entsprechendes technisches Know-how unerlässlich. Wobei wir der Meinung sind, dass das Lehrpersonal mit solchen zusätzlichen – fachlich höchst anspruchsvollen und meist zeitaufwändigen – Aufgaben nicht belastet werden sollte. Benutzt man eine Cloudlösung, werden die erforderlichen Daten bzw. Programme via Internet auf dem virtuellen Server eines Cloudanbieters hochgeladen, gepflegt und zur Verfügung gestellt. Diese – dort verschlüsselten – Daten können dann von jedem internetfähigen Ort aus abgerufen und genutzt werden. Dabei stellt der Dienstleister dem Kunden seine Server in Form eines virtuellen Rechenzentrums zur Verfügung. Bei beiden Lösungen ist es möglich, via Internet Verbindungen für Zugriffevon außen, also beispielsweise für Homeschooling, zu ermöglichen und bereitzustellen.

Support-4-IT Interview

Einen Vorteil bietet der lokale Server für innerschulischen Unterricht: Sollten Internet- bzw. Telefon- oder Glasfaserverbindungen nicht funktionieren, kann an den jeweiligen Endgeräten, die mit dem Server innerhalb der Schule verbunden sind, weiterhin vor Ort unterrichtet werden.“

s.d.j.: „Was muss ich beachten, wenn ich mich für einen eigenen Server entscheide?“

Brandes: „Ob Server oder Cloud für eine Schule das Richtige ist, dafür gibt es mehrere Entscheidungsfaktoren. Schafft man sich einen Server an, ist zu bedenken, dass eine regelmäßige Wartung organisiert werden muss. Wir empfehlen mindestens zwei Backup-Geräte, zur Sicherung sämtlicher Daten – für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes (beispielsweise ein Brand) passiert und der Server zerstört wird oder die Räumlichkeiten nicht betretbar sind. Den Aufstellungsort der Backup-Geräte wählt man so, dass diese in unterschiedlichen Brandabschnitten installiert werden. Die Backup-Speichergeräte sollten generell in einem anderen Raum als der Server stehen. Als weitere Option kann ein drittes Backup außerhalb der Schule – beispielsweise in einem Raum der Gemeinde / Stadt – vorgesehen werden. Zu bedenken ist, dass neben den Serverkosten noch die Servicekosten eines externen Dienstleisters hinzukommen können. Wir empfehlen bei den Verträgen darauf zu achten, dass die Dienstleistung in einer – stets gleichen – Monatspauschale abgerechnet wird und damit für das Schulbudget vorherseh- und im Vorfeld berechenbar ist. Der Server sollte in einem sicheren, also nicht für jeden zugänglichen abschließbaren Raum stehen und gegebenenfalls im Sommer bei heißen Temperaturen klimatisiert werden können.

Zu bedenken ist in diesem Fall auch: Je größer die Schule, je mehr Klassen, desto höher die Anforderungen und der administrative Aufwand, das System funktionsfähig zu erhalten.“

s.d.j.: „Weshalb sollte ich mich für eine Cloud entscheiden?“

Brandes: „Für sämtliche Funktionalitäten wie regelmäßige Updates, die Sicherung der Daten sowie der Zugriffsmöglichkeiten ist der Cloudanbieter zuständig. Die Schule kümmert sich lediglich um die eigenen – schulisch relevanten – Anwendungen beziehungsweise Inhalte. Der Dienst einer Cloud wird monatlich oder (viertel-)jährlich, je nach Anforderung bzw. Datenvolumen, berechnet.

Ebenfalls wichtig ist – in beiden Fällen – genügend Zugänge für alle zur Verfügung stellen zu können. Sprich: Was haben die einzelnen Schülerinnen und Schüler für Möglichkeiten, um auf die Lernplattformen zuzugreifen? Sind sie per WLAN, Internet oder Telefonleitung unterwegs? Per Handy, PC, iPad oder Mac? Welche Bandbeite brauche ich für die Zugriffe?

Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Wir stellten bei einer Schule fest, dass die DSL-Anbindung mit einer 100.000-Kbit/s-Leitung realisiert war. Wenn 100 Schülerinnen und Schüler per WLAN auf das Internet zugreifen, ergibt sich ein theoretischer Datendurchsatz von ca. 1.000 Kbit/s oder 01,25 MB/s pro Schüler. Wollten die 100 Schülerinnen und Schüler ein längeres Youtube-Tutorial anschauen (Größe ca. 300–400 MB), beträgt die Ladezeit ca. 40 bis 50 Minuten für jeden Schüler. Häufig bekommt man dann den Fehlerhinweis „Fehler 404 Not-Found“, den wahrscheinlich jede bzw. jeder von uns schon einmal gesehen und sich darüber geärgert hat.

Wir raten Schulen immer, mindestens zwei DSL-Leitungen bereitzustellen, möglichst auch von unterschiedlichen Anbietern. Dabei wird eine der beiden Leitungen als aktive und die zweite als passive Leitung betrieben. Fällt die aktive Leitung aus, übernimmt die passive die Funktion der fehlenden Leitung. Sollte es bei einem Anbieter Probleme geben, ist gewährleistet, dass die Internetverbindung dennoch weiter zur Verfügung steht.

Wichtig: Die Schülerinnen und Schüler sollten heutzutage die Möglichkeit haben, jederzeit – also 24 Stunden an sieben Tagen der Woche (24/7) – auf ihre Aufgaben, Projekte und Informationsmaterialien zugreifen zukönnen. Kinder, die keinerlei Internetverbindung zu Hause haben, können beim Homeschooling praktisch nicht partizipieren.“

s.d.j.: „Wo sind die Daten sicherer? Auf dem Server oder in der Cloud?“

Brandes: „Eins muss hier einmal ganz deutlich gesagt werden: Wer das Internet nutzt, wird nie hundertprozentig sicher sein können. Das haben ja bereits die – teils erfolgreichen – Hackerangriffeauf Schulplattformen gezeigt. Aber: Wir können uns selber durch richtiges Verhalten schon sehr wirksam schützen. Die erste Maßnahme sollte stets die Sensibilisierung des Anwendenden jenseits der Technik sein, um Angreifern einen Zugriff zu erschweren. Für die Absicherung des Netzwerks einer Organisation empfehlen wir zudem immer eine professionelle Firewall- Lösung, damit Hacker keine bzw. die geringstmöglichen Chancen haben, in die Systeme einzudringen oder diese zu verändern. Dabei liegt die Betonung auf professionell. Eine Gratis- oder Billiglösung als Firewall zum Download erfüllt aktuelle Sicherheitsanforderungen eher nicht. Ebenfalls wichtig: Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist in jedem Fall Pflicht – egal ob Cloud oder eigener Server. Daher muss insbesondere bei Cloudlösungen darauf geachtet werden, dass die dafür genutzten Server in Deutschland stehen. Nur so kann man sicher sein, dass sämtliche DSGVO-Anforderungen erfüllt werden.“

s.d.j.: „Was können Sie über Ihre Erfahrungen in Niedersachsen berichten? Wie entscheiden sich die Schulen?“

Brandes: „Wir haben bei unseren Schulbesuchen festgestellt, dass vorwiegend lokale Server im Einsatz sind. Auf Nachfrage, warum diese Lösung geadministrative wählt wurde, bekamen wir sehr häufig die Antwort, dass die Lösung seitens des Anbieters der Anwendungsplattform so angeboten wurde. Dies zeigt, dass die Schule auf Empfehlungen von außen angewiesen ist. In den wenigsten Fällen hat jedoch im Vorfeld eine Ortsbegehung stattgefunden,um die Räumlichkeiten und deren Umgebungsbedingungen zu prüfen. Ein pauschales Angebot stellt möglicherweise nicht die beste Lösung dar. Aufgrund dieser Erfahrungen empfehlen wir im Vorfeld eine Begehung der betreffendenSchulen. Resultierend daraus sollte unter Berücksichtigung der Vorgaben des „DigitalPakts“ ein individuelles Konzept erstellt werden, das auf die schulischen und pädagogischen Anforderungen der jeweiligen Schule zugeschnitten ist.“

Interview: Stephanie Kleta-Bohmann

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